Theologisch gefragt

Die gemeinsame Berufung aller Christen, so auch der SI, gründet in der Taufe.

Die Basis für die Theologie der SI bildet die biblische Botschaft: Gott in der Welt. Es charakterisiert die SI als Hinwendung zu Gott und als neue Perspektive für die Welt.

Die Kirche nahm im vergangenen Konzil im Dokument „Die Kirche in der Welt von heute“ diese Thematik auf. Die SI suchen nach Spuren Gottes in dieser Welt. Lk 12,54 ff lehrt uns Gottes Handeln in der Welt in den „Zeichen der Zeit wahrzunehmen“. Die SI möchten so den Blick über die Kirchengrenzen weiten und Gottes umfassendes Handeln wahrnehmen.

Die biblischen Grundlagen für den Umgang von Christen mit der Welt sehen wir in Joh 17 und 1 Kor 7. Als Christen haben wir einerseits den Auftrag an der Entwicklung der Gesellschaft mit zuwirken. Berechtigt freuen wir uns über die steigende Lebensqualität. Andererseits tragen wir gegenüber der gegenwärtigen Welt den Vorbehalt, „die Gestalt dieser Welt vergeht“. Bischof Wanke schreibt: „Diese Welt ist nicht das letzte Wort Gottes. Sie ist sein erstes“. Wir erleben diese Doppelberufung oft als Gratwanderung: Mitten in der Welt zu sein, aber gleichzeitig stehen wir im Widerruf.

Dieser Weltcharakter wird unterfangen vom „gottgeweihtem Leben“ (vita consecrata) in der kirchlichen Tradition der evangelischen Räte. Sie sind das Lebensprinzip der Institute und ihrer einzelnen Mitglieder. In den konkreten Vereinbarungen einfache Lebensführung, Ehelosigkeit und Gehorsam nach dem Evangelium zu realisieren, sind die Institute zu ständigen Aggiornamento herausgefordert.

Im Gehorsam wird der Gemeinschaftsbezug deutlich, die anderen beiden Räte können allein gelebt werden. Gehorsam und geschwisterliches Leben sind die beiden Seiten der Münze.

Jedes Institut findet entsprechend seinem Gründungscharisma seinen Lebensstil und seine Orte, um Gott in seiner Mitte zu erleben und in die Welt präsent zu setzten.

In ihrer je eigenen Lebensweise bergen die Institute Ressourcen, die christlichem Leben Farbe und Wirkkraft geben. Dafür ist das Miteinander in den Gemeinschaften, in Freundschaft, Solidarität über Generationen, nationale und kulturelle Grenzen hinweg ein starkes Zeugnis dieser Lebensform. Die Mitglieder erfahren darin die Kraft des Gottesgeistes, der sich unserer Schwachheit annimmt und in ihr wirkt. (Rö 8)

Die SI stehen mit ein für die religionspädagogische Situation unserer Tage. Die SI befinden sich an der Nahtstelle zwischen Säkularität und christlichem Lebenszeugnis. Sie wagen den Versuch, wie es heute gelingen kann, im Licht des Evangeliums das Gespräch mit der Welt zu suchen Die SI sind eine Art Laboratorien (Vergleich von Papst Paul VI.)

Das Erfahrungswissen innerhalb der SI kann als ein Angebot an alle Getauften verstanden werden, Hilfe und Begleitung aus dem Glauben zu erhalten. So bietet sich der Weg der SI als Verbindung im umfassenden Beziehungsnetz von Gott und Welt, Kirche und Gesellschaft, Orden und Laien an.

Die SI leben ihr Charisma nicht für sich allein. Um ihre Mitglieder sammeln sich Laiengruppen, die das Leben miteinander teilen. Oft sind die SI wichtige Strukturzentren der Neuen Geistlichen Bewegungen.

Als der „Theologe der SI“ gilt Hans Urs von Balthasar (1905 - 1988). Als Mitbegründer eines SI sieht er in dieser Lebensform einen wichtigen Beitrag, dass die Kirche „Sakrament der Welt“ sein kann. Von ihm stammt auch die folgende Beschreibung dieser speziellen Berufung: „Sie (SI) sollen das Paradox leben: Ganz beim Herrn und ganz bei den Menschen zu sein“.

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Theologische Fachliteratur:

  • Im deutschen Sprachraum liegt keine umfassende theologische Erarbeitung über die Lebensform der SI vor. Als bedeutenden Beitrag verweisen wir auf:
    Gertrud Pollack, „Der Aufbruch der Säkularinstitute und ihr theologischer Ort“
    Patris-Verlag Vallendar 1986

Weitere Lesehinweise:

  • Konstitution „Provida Mater“ AAS 39(1947) p 114-124
  • Kentenich, Josef „Säkularität als Sein“ Regnum 7 (1972) p 68-74 (Text von 1954)
    Patris-Verlag Vallendar
  • Balthasar, Hans Urs „Das Wagnis der Säkularinstitute“
    In: Internationale kath. Zeitschrift Communio 10 (1981) p 238-245
  • Mohr, Daniela „Existenz im Herzen der Kirche“
    Zur Theologie der SI im Leben und Werkt Hans Urs von Balthasar Würzburg 2000
  • Schmiedl, Joachim „Das Konzil und die Orden“
    Patris-Verlag Vallendar 1999.
    Diese Publikation bereitet umfangreich die kirchengeschichtlichen Vorgänge auf.
  • Die deutschen Bischöfe „Gemeinsam dem Evangelium dienen“
    Die Gemeinschaften des geweihten Lebens in der Kirche Februar 2007