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75 Jahre Säkularinstitut Ancillae

22.08.2022 Christa Wieg / Foto Nicolas Schnall pba
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Frau Maria Perpetua Radlmair erlebte in der Kongregation der Franziskanerinnen von Au am Inn die schweren Folgen des Naziregims und dessen Zusammenbruch.
Im inneren Gebet wird sie durch mystische Anregungen, was sie in ihrem geistlichen Tagebuch beschreibt, gedrängt, eine neue geistliche Gemeinschaft aufzubauen, die ihre Nachfolge inmitten der Welt solidarisch mit den Menschen lebt.
Der Anfang des Säkularinstitutes Ancillae liegt im Jahr 1946. „Ein Säkularinstitut (Weltgemeinschaft) ist ein Institut, in welchem in der Welt lebende Gläubige nach Vollkommenheit der Liebe streben und sich bemühen, zur Heiligung der Welt vor allem von innen her, beizutragen“. (Codex j. Canonici Can 710). Die Kirche brauchte lange Zeit, um diese neue Berufung anzuerkennen, stellte aber damit zugleich unter Beweis, dass der Heilige Geist sie immer wieder zu neuen Aufbrüchen anregt.
Wir erhielten die Anerkennung der Gemeinschaft diözesanen Rechtes, in Augsburg 1971 durch Herrn Bischof Josef Stimpfle. In der Spiritualität unserer Gründerin ergab sich der Name „Ancilla“ aus dem großen Glaubensgeheimnis der Ankündigung des Herrn durch den Engel an Maria. Das Jawort Mariens war entscheidend für die Erlösung der gefallenen Menschheit.
Wie Maria, die demütige Magd sollen wir ohne eigene Werke nach dem Willen Gottes im Alltag fragen und vorbehaltlos zur Verfügung stehen. Das wichtigste Anliegen unserer Gründerin war die „vorbehaltlose Hingabe“ oder wie andere geistliche Lehrer es sagen, sich zu schenken d.h. Kreuzesnachfolge zu leben in den drei evangelischen Räten.
Weil wir schwache Menschen sind, bedürfen wir immer wieder der Umkehr und Erneuerung. Dazu helfen uns Treffen und intensive Verbindung mit der Gemeinschaft und ihrer Satzung.
Durch Gottes Segen und wunderbare Fügung konnte die Gemeinschaft wachsen und sich ausbreiten. Zunächst 1958 in Ostdeutschland. Trotz sozialistischer Diktatur begannen drei Frauen dieses Leben der Nachfolge. Die ersten gemeinsamen Treffen fanden in Neuzelle statt. Der damalige Spiritual des Priesterseminars Dr. Erich Puzik hatte der Gründerin die geistliche Betreuung für eine bestimmte Zeit zugesagt, weil die Gründerin selbst die beschwerliche Reise und die Schwierigkeiten durch die Mauer nicht mehr aushalten konnte. Wir können dem himmlischen Vater nicht genug danken für das große Geschenk dieser geistlichen Begleitung. Diese neue Berufung unter schwierigen politischen Verhältnissen leben zu können ist für die Welt und die Kirche ein besonderes Werk des Heiligen Geistes.
Eine dritte Region entstand in Indien, zunächst in Kerala. Herr Bischof Thomas Tharayill aus Kottayam begegnete anlässlich des eucharistischen
Weltkongresses 1960 in München unserer Gründerin und bat um die Möglichkeit indische Frauen für diese Sendung auszubilden. Im August 1962 begann die Ausbildungszeit für die ersten indischen Bewerberinnen.
Die Mitglieder fühlten sich besonders aufgefordert den Ärmsten beizustehen, gesundheitliche Einrichtungen zu schaffen und besonders für die Frauenbildung zu sorgen.
Selbst wenn wir jetzt wie viele Säkularinstitute und Ordensgemeinschaften darunter leiden, dass der Ruf zur engeren Nachfolge nicht gehört wird, so vertrauen wir doch auf unseren Herrn Jesus Christus, Werkzeug sein zu dürfen für das Reich Gottes, das bedeutet eine besondere Glückserfahrung.
Dankbar und in großer Freude haben wir unser 75jähriges Jubiläum in Benediktbeuern mit Bischof Dr. Bertam Meier, Bischof Lic. theol. Wolfgang Ipolt gefeiert und preisen Gottes Vorsehung und Liebe.